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Gemeindeplatz, Rathaus

WIE ERINNERN
WIR PATER MARTIN?

Wie haben spätere Generationen auf die weite Reise von Pater Martin Schmid zurückgeblickt? Die Erinnerungskultur rund um diese Missionsgeschichte ist reichhaltig und regt zum Nachdenken an.

Ist Schmid ein Held, ein Heiliger, ein Missionar im Schatten der Kolonialzeit oder ein europäischer Kulturimperialist?

Lebensweg Pater Martin Schmid

Seine letzten Jahre verbringt Schmid mit der Herstellung und Vergoldung der Altäre seiner Kirchen. Als 1767 der spanische König die Jesuiten ausweist, kann der 73-jährige Schmid zunächst aus Altersgründen der Vertreibung entgehen. 1768 muss er trotzdem die Rückreise antreten. Im Frühjahr 1771 kehrt Schmid in seine Heimat zurück. Noch gut ein Jahr verbringt er im Jesuitenkolleg in Luzern. Er verstirbt am 10. März 1772 und wird in der Jesuitenkirche von Luzern beerdigt.

Heldentum, Schönheit und Synthese

Im 18. Jahrhundert schreibt ein Mitmissionar, José Manuel Peramás, 21 Jahre nach Schmids Tod eine erste Lebensbeschreibung in Latein. Darin erscheint er als ein besonnener Missionar, eine Jesusähnliche Erscheinung, die nie Temperament zeigt. Für eine junge Leserschaft beschreibt der in Zug aufgewachsene Jesuit Joseph Spillmann die Biografie Schmids zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stile eines Abenteuerromans. Später verherrlicht der Jesuit Felix Plattner in einflussreichen Büchern Schmid als «Reisläufer Gottes» und «Genie im Urwald». Plattner reist in den 1950er Jahren auf den Spuren der deutschen und der schweizerischen Jesuitenmissionare durch Südamerika und sammelt Film- und Bildmaterial. Schmid erscheint bald – ganz dem Zeitgeist entsprechend – als Pionier moderner Entwicklungshilfe, die sich auf die Lebenswelt der einheimischen Bevölkerung einlässt. Zuletzt widmen sich bis in die 1990er Jahre der Schweizer Architekt und Theologe Hans Roth und der Architekturhistoriker Dr. Eckart Kühne der kulturgeschichtlichen Dimension von Schmids Architektur und Musik.

Die Familie Schmid erinnert sich

Die Familie Schmid, ein altes Baarer Bürgergeschlecht, bemüht sich um das Gedenken an Pater Martin. Die wichtigste Abschrift seiner Briefe erstellt die bettlägerige Mechtild Schmid (1897 – 1978) in den Jahren 1943 bis 1952. Die Schmid’sche Familienstiftung Höllgrotten ermöglicht die Herausgabe der Briefe 1988 wie auch 1994 eine Ausstellung im Historischen Museum Luzern. Heute unterstützt die Familie mit diesem Rundgang sowie der Ausstellung in der Chollerhalle in Zug die Auseinandersetzung neuer Generationen mit Schmids Erbe.

Wie sollen wir heute erinnern?

In der Rezeptionsgeschichte Schmids überlagern sich verschiedene erinnerungskulturelle Facetten. Ein katholischer Held, ein «Reisläufer Gottes»? Ein moderner Entwicklungshelfer, der akkulturiert und nicht missioniert? Ein musikalisch begabter Helfer zur Selbsthilfe? Hat er geholfen, die lokale Kultur zu zerstören – oder sie zu bereichern? War er ein Profiteur der Kolonialzeit, in dessen Schatten er sein Werk vollbringt? Klar ist, dass Schmids Wirken stets im kolonialen Kontext zu betrachten ist. Im Rahmen zeitgenössischer Diskussionen lassen sich nun auch selbstkritischere Fragen stellen.

Wie soll an Pater Martin Schmid erinnert werden?

Andreas Fannin: Gymnasiallehrer und Historiker

Dr. Rachel Huber: Historikerin und Kulturwissenschaftlerin

Christian Roth: Architekt und Sohn von Hans Roth

Franziska Schmid: Nachfahrin von Martin Schmid

Martin Schmid

SI BONA SUSCEPIMUS

Martin Schmid erwähnt diesen Bibelvers in einem Brief an seinen Bruder, als er schwer erkrankte und kurz vor dem Tod stand. Es ist das Schlüsselwerk, nach dem weitere in den Archiven gefundene Werke Pater Martin Schmid zugeordnet wurden.

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