Musikschule
MUSIK ALS
MISSIONS-
MITTEL
Die Jesuiten setzen Musik gezielt als Methode zur Missionierung ein. Schmid missioniert die Chiquitos durch die Einführung von Orchestermessen und bildet Einheimische zu Musiker und Musikerinnen aus. Er bringt die mehrstimmige barocke Kirchenmusik, die musikalischen Werke von Domenico Zipoli und eine zerlegte Orgel mit. Unter seiner Anleitung stellen die Chiquitos ihre eigenen Instrumente her. Bis heute ist die jesuitische Musiktradition bei den Chiquitos erhalten.
Lebensweg Pater Martin Schmid
Schmid ist wegen seiner musikalischen Kenntnisse ausgewählt worden, die Chiquitos zu missionieren. Mit der indigenen Bevölkerung feiert er Orchestermessen, führt die Vielstimmigkeit in ihr bestehendes Liedgut ein und bildet Einheimische zu Musiker:innen aus. Die besten unter ihnen schickt er in andere Dörfer, wo sie weitere Musikschulen aufbauen. Bei den musikalischen Schöpfungen Schmids handelt es sich um Gebrauchsmusik. Es sind eingängige, einfache Werke und Kopien bekannter Lieder. Vorbilder sind Menuette und Volksmusik. Schmid verfügt über keinerlei Erfahrung im Bau von Instrumenten. Dennoch stellen die Chiquitos unter seiner Anleitung erfolgreich ihre Instrumente selbst her – darunter Geigen, Harfen, Trompeten, Flöten, Spinette und kleine Orgeln.
Musik und Macht
Die musikalische Tätigkeit der missionierenden Jesuiten ist in Südamerika äusserst einflussreich. Sie setzen Musik als Instrument der Verführungsmacht ein: Bereits Bekehrte sollen zu den indigenen Siedlungen zurückkehren, um den Jesuitenreduktionen weitere Chiquitos zuzuführen. Mit Musik und Gesang werden diese dann in die Kirche geleitet und erleben so ihre Erstbekehrung als besonderes Ereignis.
Musik der Chiquitos
Der Bau von Instrumenten wird zu einem wichtigen Pfeiler der Kultur der Chiquitos, auch nach dem Weggang der Jesuiten. Der Franziskaner Bernardino Pesciotti meint in den 1910er Jahren, wenig sei bei den Chiquitos von den Jesuiten geblieben, mit Ausnahme der liturgischen Feiern, der Orchester und der Chorstimmen. Bis heute pflegt die Bevölkerung ihre Musiktradition.
Musikalisches Erbe
In den 1970er Jahren reist der Schweizer Architekt und Theologe Hans Roth den Spuren von Schmid in Bolivien nach, wo er barocke Holzkirchen in den Jesuitenreduktionen restauriert. Er findet bei der indigenen Bevölkerung zahlreiche Partituren, Aufzeichnungen mehrstimmiger Musik in Notenschrift. Die Chiquitos haben diese Dokumente und diverse Instrumente in ihren Dörfern aufbewahrt. Seit 1996 findet alle zwei Jahre das internationale Barock-Festival «Misiones de Chiquitos» statt, mit dem die Musik der Jesuitenmissionen zu neuem Leben erweckt wird. Dies ist nur dank der Aufbauarbeit von Hans Roth möglich.
Was zeichnete die Musik von Pater Martin Schmid aus?
Francisco Paz Rocha Soriocó: Mitarbeiter der Fundación Hombres Nuevos in Bolivien
Dr. David Neuhold: Theologe
Christian Roth: Architekt und Sohn von Hans Roth
Jonas Inglin: Musiker und musikalischer Leiter des Projekts
Domenico Zipoli
AY! AY! QUE TORMENTO – OH, VIDA, CUANTO DURAS!
Hier hören wir die «Symphonia» aus dem ersten Akt von Domenico Zipolis Oper «San Ignacio de Loyola». Die Oper ist in der Sprache der Chiquitos geschrieben und erzählt die Geschichte des heiligen Ignatius von Loyola, dem heilgen Franz Xaver und ihrer Begegnung mit dem Teufel.