Bürgergemeinde Baar
MENSCHEN-
HANDEL IN
SÜDAMERIKA
Im späten 15. Jahrhundert beginnt unter den europäischen Mächten das weltweite Wetteifern um Ressourcen. Besonders in Südamerika steht der Abbau von Gold und Silber im Fokus. Dabei werden zunächst indigene Völker und später versklavte Menschen aus Afrika ausgebeutet.
Der Handel mit Menschen wird zur schrecklichen Alltäglichkeit: Millionen von Menschen werden verschleppt, ermordet oder sterben an Mangel und Krankheit. Auch Martin Schmid kommt in Kontakt mit versklavten Menschen.
Lebensweg Pater Martin Schmid
Insgesamt dauert Schmids Reise zu den Chiquitos vier Jahre. Auf dem Landweg reist er 1726 nach Genua, anschliessend über das Mittelmeer nach Sevilla. Eine Seeblockade im Englisch-Spanischen Krieg verhindert die Abreise aus Sevilla für zwei Jahre. Schmids Überfahrt erfolgt auf einem spanischen Schiff, das Kolonialwaren transportiert. Zunächst geht es 1728 auf dem Seeweg nach Teneriffa, dann mit dem Segelschiff nach Buenos Aires und schlussendlich mit Ochsenkarren und Maultieren bis ins Tiefland von Chiquitos im heutigen Bolivien. Auf seinem Weg ins Landesinnere begegnet Schmid versklavten Menschen.
Kolonialismus
Durch den Kontakt der europäischen Seemächte mit dem amerikanischen Kontinent beginnt ab dem späten 15. Jahrhundert der Kolonialismus. Die neuen Länder gelten in Europa als Quellen unermesslichen Reichtums. Sind zunächst Spanien und Portugal die treibenden Mächte, so konkurrieren ab dem 17. Jahrhundert England, Frankreich und die Niederlande um die neuen Ressourcen. In Südamerika sind Edelmetalle wie Gold und Silber besonders beliebt. Für deren Abbau wird zu Beginn der Kolonialzeit die indigene Bevölkerung zwangsrekrutiert. Viele sterben aufgrund der harten, unmenschlichen Arbeitsbedingungen.
Jesuitische Mission als Schutz
Die Jesuiten können ihre Mission durch die spanische Expansion seit Mitte des 16. Jahrhundert in Südamerika ausbreiten. Sie profitieren von den spanischen Kolonialstrukturen, insbesondere von den Handelswegen. Sie setzen sich jedoch auch aktiv gegen die Versklavung von Menschen ein und stellen sich so gegen die kolonialen Mächte. In den Missionsdörfern finden die Indigenen Schutz gegen koloniale Versklavung, müssen sich aber dem christlichen Glauben unterwerfen. Unter anderem weil sich die Jesuiten gegen die europäischen Kolonialherren stellen, werden sie in den kolonialen Gebieten Südamerikas verbannt. 1773 hebt Papst Clemens XIV. auf Druck europäischer Mächte den Jesuitenorden auf. Die Wiederherstellung erfolgt 1814.
Sklavenhandel
Während Schmid bei den Chiquitos missioniert, besteht ein königliches Verbot, Indigene als Sklaven zu besitzen. Die Leyes Nuevas (neuen Gesetze) haben dazu geführt, dass die Spanier und Portugiesen die indigenen Arbeitskräfte durch Menschen aus dem afrikanischen Kontinent ersetzen. Die Versklavung von Menschen grösstenteils westafrikanischer Herkunft wird auch von den Missionierenden toleriert. Die Geistlichen argumentieren, ein Leben in Sklaverei in einer christlichen Welt sei dem Leben als Ungläubige in Afrika vorzuziehen.
Wie standen die Jesuiten zum Menschenhandel?
Dr. Rachel Huber: Historikerin und Kulturwissenschaftlerin
Dr. Eckart Kühne: Architekturhistoriker
Dr. David Neuhold: Theologe
Christian Roth: Architekt und Sohn von Hans Roth
Martin Schmid
MAGNIFICAT
Chorkomposition von Pater Martin Schmid zum Text des Magnificat.