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Reformierte Kirche

DIE SCHWEIZ IM FRÜHEN 18. JAHRHUNDERT

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ist die Schweiz eine arme Gegend. Nur einzelne Familien können vom Solddienst und dem ausser­europäischen Kolonialhandel profitieren.

Martin Schmid als Sprössling einer reichen Ratsfamilie profitiert davon nur indirekt. Er wird sich in seinem Leben dem kolonial geprägten Missionswesen widmen.

Lebensweg Pater Martin Schmid

Schmid wird am 26. September 1694 in für die damalige Zeit privilegierte Verhältnisse hineingeboren. Der Vater ist Säckelmeister, also für die Finanzen der Gemeinde Baar zuständig. Im Stammsitz, dem sogenannten Haus auf dem «Büel», gebärt seine Mutter Katharina zahlreiche weitere Kinder. Der gross gewachsene Schmid fällt bereits in seiner frühen Jugendzeit wegen seiner musikalischen Begabung auf.

Baar inmitten der Welt

Baar ist zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein kleines, katholisch geprägtes Dorf. Die Landwirtschaft und vor allem der Viehhandel bilden eine der Haupteinnahmen der Baarer Bevölkerung. Die Mehrheit der Bürger:innen ist jedoch auf alternative Verdienstmöglichkeiten angewiesen. Die Heimarbeit für Textilunternehmen nimmt dabei eine wichtige Stellung ein. Die Endprodukte der Baumwollproduktion sind für den Export bestimmt.

Profiteure des Handels?

Nebst der mehrheitlich armen Bevölkerung im Kanton Zug gibt es einige Familien, die vom weltweiten Handel profitieren. Nicht nur die kolonialen Geschäfte, sondern auch die Söldnerdienste lassen sie reich werden. Das Geschäft mit dem Solddienst ist bis Mitte des 18. Jahrhunderts lukrativ. Es gibt zu wenig historische Forschung über die zugerischen Familien im Kolonialismus.

Schweiz und Kolonialismus

Zwar hat die Schweiz keine Kolonien, aber Schweizer:innen nutzen die Kolonien der europäischen Nachbarn für ihre Zwecke. Sie handeln damals nicht nur mit «Kolonial­waren», auch der Handel mit versklavten Menschen gehört zum Geschäft von Schweizer Kaufleuten. Unter dem Schutz europäischer Kolonialmächte beteiligt sich zudem das kirch­liche Missionswesen an der vermeint­lichen «Zivilisierung» der Menschen in Afrika, Asien und Amerika.

Mit der Dekolonialisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enden allerdings die Machtverhältnisse nicht. Die kolonialen Strukturen leben in Wirtschaft, Politik und Kultur fort. Die Bilder, Stereotype und Machtverhältnisse, die damals etabliert werden, sind bis heute präsent.

Die Diskussion rund um den Postkolonialismus setzt hier an und wird auf diesem Rundgang weiterverfolgt.

Ist Pater Martin Schmid ein Kolonialist?

Dr. Rachel Huber: Historikerin und Kulturwissenschaftlerin

Dr. Eckart Kühne: Architekturhistoriker

Christian Roth: Architekt und Sohn von Hans Roth

Franziska Schmid: Nachfahrin von Martin Schmid

Arcangelo Corelli

AUS SONATA DA CHIESA IN F-DUR

Musik aus der Zeit um Pater Martin Schmids Geburt, um den musikalischen Kontext seiner Werke zu zeigen.

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